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Sehr geehrte Damen im Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft,

sehr geehrte Damen und Herren in der Selbsthilfe,

sehr geehrte Gäste,

wir schauen heute zurück auf 30 Jahre erfolgreiche Arbeit in der Selbsthilfe. Ohne das Engagement der vielen ehrenamtlich Tätigen wäre diese Leistung nicht möglich gewesen. Deshalb möchte ich zuallererst und an dieser Stelle meinen herzlichen Dank und meine Anerkennung aussprechen. Ihrem gemeinsamen Einsatz ist es zu verdanken, dass Menschen, die mit chronischen Krankheiten oder schwierigen Situationen zurechtkommen müssen, in allen Landkreisen und kreisfreien Städten Brandenburgs Ansprechpersonen in den Selbsthilfekontaktstellen finden können.

Ich bedanke mich auch bei den ehrenamtlichen Leiterinnen und Leitern der verschiedenen Selbsthilfegruppen, die im ganzen Land Brandenburg eine hervorragende Arbeit leisten. Selbsthilfegruppen sind ein wichtiger Teil des medizinisch-therapeutischen Systems und können insbesondere bei psychischen Belastungen stabilisierend wirken. Es sind rd. 1200 Selbsthilfegruppen zu verschiedensten gesundheitlichen Themen in Brandenburg erreichbar. Ein derartiges Engagement ist keinesfalls selbstverständlich – für die Arbeit in der Selbsthilfe aber unverzichtbar.

Dazu passt ganz hervorragend ein Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach:

„Die Menschen, denen wir eine Stütze sind, geben uns den Halt im Leben.“

Das trifft wohl auf die in der Selbsthilfe engagierten Menschen gleich in mehrfachem Sinne zu. Denn Selbsthilfe ist mehr als nur der bloße Austausch von Informationen, sie ist gegenseitige Unterstützung und somit gelebte Solidarität. Selbsthilfe entfaltet ihre Kraft vor allem in der Gruppe und bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Die Gemeinschaft stärkt den Einzelnen und kann darüber hinaus auch die mit chronischen Krankheiten einhergehenden Schwierigkeiten öffentlich sichtbar machen.

Besuch und Mitarbeit in der Gruppe sind für den Einzelnen wichtige Schritte im Bemühen, sich selbst zu helfen. Zusätzlich unterstützt die Gruppe im Bemühen, die Krankheit und das Leben in den Griff zu bekommen bzw. eigenverantwortlich zu gestalten. Durch die Selbstbetroffenheit der Mitglieder entsteht in der Gruppe schnell eine Atmosphäre, die von großem Vertrauen, Verständnis und Annahme des Einzelnen sowie des individuellen Problems gekennzeichnet ist.

Neben der primären Betroffenen-Kompetenz haben sich viele Gruppen über Jahre hinweg durch qualifizierte Weiterbildung ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz angeeignet, die sie zwar nicht befähigt, professionelle Hilfe zu ersetzen, ihnen wohl aber ermöglicht, die Selbsthilfearbeit auf ein breiteres fachliches Fundament zu stellen und die Zusammenarbeit mit Einrichtungen der professionellen Hilfe zu verbessern. Als Expertinnen und Experten im Bereich chronischer Erkrankungen sind sie im Gesundheitswesen unverzichtbar.

Als Landesarbeitsgemeinschaft der Selbsthilfekontaktstellen sind Sie die starke Stimme der in der Fläche agierenden Selbsthilfegruppen, welche oft mit viel Herzblut und ehrenamtlichem Engagement die Belange der Betroffenen und ihrer Angehörigen vertreten. Unterstützung erhalten Sie dabei auch durch die Landeskoordinierungsstelle (LAKOS) der Selbsthilfekontaktstellen, die ebenfalls zur Sichtbarkeit der Selbsthilfe insgesamt beiträgt.

Das Spektrum der Selbsthilfe im Land Brandenburg ist weit aufgefächert. Hinter dem breiten Angebot von Selbsthilfe stehen nicht zuletzt die Leistungen und das ehrenamtliche Engagement vieler Brandenburger Bürgerinnen und Bürger.

Sie leisten dort wichtige Arbeit, wo die herkömmliche medizinische oder soziale Versorgung von den Betroffenen als nicht ausreichend oder unbefriedigend empfunden wird. So motiviert im Gesundheitsbereich z.B. das Bedürfnis nach umfassender Information und Beratung oder einfach der Wunsch nach einem Erfahrungsaustausch die Menschen zu einem Beitritt in eine Selbsthilfegruppe. Deshalb ist es wichtig, auch zukünftig Selbsthilfe und das ehrenamtliches Engagement auf allen Ebenen zu fördern und zu unterstützen.

Wie schnell ein an sich gut funktionierendes Gesundheitssystem an seine Grenzen stoßen kann, haben wir in den vergangenen Monaten der Corona-Pandemie deutlich spüren können. Wie wichtig die Selbsthilfe dabei ist und welche Bedeutung diese als Unterstützung unseres Gesundheitssystems hat, ist uns mehr denn je vor Augen geführt geworden. Wie wertvoll ein verlässlicher Halt im Leben -insbesondere für vulnerable Personengruppen ist – wurde dabei besonders deutlich. Trotz der Kontaktbeschränkungen war die Selbsthilfe in der Pandemie, teils auch mit kreativen neuen Wegen, ein stabiler Anker für chronisch Kranke. Denn Menschen, die an persönliche Belastungsgrenzen gelangen, chronischen Erkrankungen leiden oder mit schwierigen Diagnosen zurechtkommen müssen, aber auch Menschen, die einsam sind, brauchen Unterstützung.

Der Erfahrungsaustausch mit Betroffenen, gemeinsame Veranstaltungen, ermutigende Gespräche oder einfach nur das Zuhören, dafür braucht es engagierte Menschen, die sich für ein Anliegen stark machen. Selbsthilfe gestaltet sich vielfältig. Sie ist aber immer eines: eine starke Interessenvertretung für chronisch kranke und behinderte Menschen und deren Angehörige. Der erfolgreiche Umgang mit der Erkrankung fußt auch auf Gesundheitskompetenz und Selbstmanagementfähigkeiten der Betroffenen. Dazu tragen Sie alle mit den Angeboten der Selbsthilfe bei.

Sehr geehrte Damen und Herren,

die gesundheitliche Selbsthilfe ist längst ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems. Diese „vierte Säule“ ist heute aus dem Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken. Sie ist durch das Fünfte Buch Sozialgesetzbuch (§ 20 h SGB V) inzwischen fest verankerte Aufgabe der Gesetzlichen Krankenversicherung. Die gesundheitliche Selbsthilfe steht dennoch auch immer wieder vor neuen Herausforderungen, z.B. bedingt durch Demografie, regionale Besonderheiten oder die Zunahme chronischer Krankheiten. Die Mitglieder in Selbsthilfegruppen sind im Durchschnitt inzwischen immer älter. Der demografische Wandel macht auch vor dem Ehrenamt nicht Halt. So ist es nicht immer einfach, Nachwuchs für die Selbsthilfearbeit zu gewinnen. Umso mehr freut es mich, dass es Ihnen offenbar gelungen ist, eine gute Durchmischung zu erreichen.

Auch das Land wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass Selbsthilfe als eine der wesentlichen Formen freiwilligen und ehrenamtlichen Engagements in Politik und Gesellschaft respektiert, anerkannt und gleichwertig gefördert wird. Um das zu erreichen, muss die Selbsthilfe mit ihrem Engagement und ihren Angeboten für die Gesellschaft deutlich sichtbar sein. Auch in Zukunft sollten wir uns gemeinsam dafür einsetzen, Potenziale der gesundheitlichen Selbsthilfe als Problemlösungsstrategie in Form von Beteiligung und Mitgestaltung stärker zu berücksichtigen und auch die Sichtbarkeit der Selbsthilfe zu intensivieren. In diesem Zusammenhang freut es mich, dass es kürzlich gelungen ist, diese Sichtbarkeit mit Überarbeitung der Internetseite der LAGS im Hinblick auf die Barrierefreiheit auch mit finanzieller Unterstützung des Landes zu verbessern.

Zum heutigen Jubiläum gratuliere ich herzlich und wünsche Ihnen Allen für die anstehenden Aufgaben weiterhin viel Kraft, Ausdauer, Begeisterung und Erfolg für die Belange der Selbsthilfe. Doch zunächst genießen Sie die heutige Jubiläumsveranstaltung in diesem wunderschönen Tropenhaus der Biosphäre mit anschließender Möglichkeit für gute Gespräche und zur weiteren Vernetzung in der Selbsthilfe.

Herzlichen Dank.

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